Fördern durch Freispiel?

Angesichts all der tollen Sachen, mit denen man die Kleinen ganz geplant durchführen kann, stellt sich vielleicht die Frage, ob Freispiel dann überhaupt noch sinnvoll ist.
Meine Antwort hierauf lautet: Ja, unbedingt!

Bei allen Anreizen, die ich den Kindern ganz gezielt immer wieder biete und allen Angeboten, die ich sehr gern mache (Morgenkreis, singen, kneten, basteln, malen, vorlesen, Höhlen bauen, Geschichten erzählen, jahreszeitlich wechselnde Aktivitäten (Schneemann bauen, Sonnenblumen säen…) usw.), lege ich dennoch viel Wert darauf, den Kindern immer auch genügend Raum für „Freispiel“, also ganz ungeleitetes, selbstbestimmtes Spiel, zu lassen. Wer selbst aussuchen darf, was er tun möchte, sucht sich natürlicherweise immer die Dinge, die ihn interessieren – und das sind nicht nur immer genau die Dinge, die die Kinder in ihrem aktuellen Entwicklungsstand optimal fördern (weil sie besonders in dieser sensiblen Phase für eben diese Reize geöffnet sind) sondern auch die, mit denen sie sich ausdauernd und umfassend befassen wollen, wodurch sich das neu erworbene Wissen und Können von ganz allein so viel besser übt und einprägt als das, was ich von außerhalb gelenkt vermitteln kann.

Kinder, die selbst aussuchen dürfen, womit sie sich befassen möchten, erkennen auch selbst, was sie können und was (noch) nicht (kann ich den Stein schon heben, wie fühle ich mich dabei, und wo will ich den überhaupt hin bringen…). Sie überfordern sich ganz allein spielerisch um ihre Grenzen auszuloten und unterfordern sich, um auch hier die Langeweile als Signal und als Anreiz erleben zu können – und sich schließlich mit ihrem Spiel genau dazwischen einzufinden und ihre eigene Balance zu entdecken.

Hier können Kinder lernen, dass sie aus eigenem Antrieb heraus tatsächlich auch etwas bewirken, dass sie nicht nur auf Anleitung und Aufforderung handeln, sondern sich die Welt auch ganz aus sich selbst heraus ein Stück weit untertan machen dürfen und können. (Stärkung der kindlichen Autonomie)

Kinder vertiefen gerade im Freispiel von ganz allein das Verarbeiten solcher Dinge, die sie gerade stark beschäftigen. Vielleicht muss der Aufregung angesichts eines vergangenen oder bevorstehenden Ereignisses unbedingt einmal nachgegeben werden. Vielleicht will auch ein bisschen Traurigkeit durch ein Rollenspiel aufgearbeitet, vielleicht neu erworbenes Wissen auf Herz und Nieren geprüft werden. Kinder stehen in Kontakt zu sich selbst und ein Zuviel an Intervention unterdrückt (oder verbaut) das mitunter allzu schnell.

Auch das gemeinsame Spiel – sich selbst durchzusetzen, nein zu sagen, auf die anderen zu zu gehen, gemeinsam ein Ziel zu verfolgen – übt sich soviel besser, wenn man sich darin erst einmal wirklich auch ordentlich ausprobieren kann – bevor Erwachsene (mit ihrem ganz anderen Gerechtigkeitsempfinden) zu vermitteln versuchen.

Darum gibt es im Deichkäferbau neben den gezielten pädagogischen Angeboten immer auch ausreichend – also einen Großteil des Tages betreffende – Freispielzeit!